In Trauer um den kommunistischen und revolutionären Genossen Kak[1] Salam Mohammadi


[1] Kak auf Kurdisch wird sowohl für die männlichen Genossen als auch für den großen Bruder verwendet

Mit großem Bedauern habe ich heute Abend erfahren, dass einer unserer treuen und langjährigen kommunistischen Genossen und Nachbarn im Iran, ein Genosse in schwierigen und schönen Zeiten, Kak Salam Mohamadi, durch einen Herzstillstand bei der Arbeit gestorben ist. Kak Salam blieb bis zum letzten Atemzug ein treuer und revolutionärer Kommunist. Er war innerhalb der Linken und Marxisten sowohl in Marivan als auch in den Vororten bekannt. Kak Salam Mohammadi litt jahrelang unter chronischen Krankheiten, die sehr wahrscheinlich der Grund seines Todes waren. Kak Salam war Anfang fünfzig und dieser frühe Tod ist ein echter Verlust.

 Mit dem Tod von Kak Salam verloren wir einen der besten und treuesten Genossen des Sozialismus und Kommunismus. Ich kannte Kak Salam seit meiner Kindheit. In den Schulferien, besonders nach dem Feierabend im Sommer, verbrachten wir die meiste Zeit in seinem Gartenhaus und unter dem Pavillon und redeten, tranken und lachten bis spät in die Nacht mit Freunden und Genossen. Die Hütte von Kak Salam war ein sicherer Ort für uns alle und für alle Genossen, die einen Rückzugsraum suchten.

 Kak Salam war ein Mensch mit einem Herzen voller Liebe und Zuneigung, ein gastfreundlicher, aufgeschlossener und großzügiger Freund, der alles mit uns teilte, was er auf seinem Feld und im Garten anbaute. Die Hütte von Kak Salam war ein Ort für alle jungen Menschen und revolutionären Marxisten und Kommunisten aus der Umgebung und ab und zu auch von weit weg.

 Alle Genossen und Freunde, die von ihrer Familie, der religiösen, reaktionären und  traditionellen Gesellschaft abgelehnt wurden, konnten bei Kak Salam in seiner Hütte einen sicheren Ort finden. Kak Salam hat uns rebellischen Jugendlichen zugehört und immer wieder Rat gegeben, wie wir mit der traditionellen Gesellschaft und Repression durch Polizei und Familie umgehen können.

 Kak Salam war allen linken und kommunistischen Genossen bekannt, allen die einmal ihren Weg nach Marivan fanden. In seiner Gastfreundschaft war Kak Salam einzigartig. Er fand immer sofort eine Lösung, egal ob er Geld von anderen leihen musste oder nicht. Geld war ihm sein ganzes Leben lang egal. Er war ein äußerst großzügiger Mensch, der alles, was er hatte, im Sinne echter Solidarität seinen Gästen und Ratsuchenden zur Verfügung stellte.

 Sein Verhalten zu den kommunistischen Genossen war freundschaftlich. Er teilte alles mit uns und wir teilten alles mit ihm. Als ich nicht mehr in meiner Heimatstadt lebte, sondern über tausend Kilometer entfernt von zuhause studiere, besuchte ich immer zuerst Kak Salam, wenn ich nach Marivan kam. Bei meinen Eltern fand ich selten Ruhe, da wir ständig Besuch hatten und ich in einer großen Familie geboren war, sodass die Hütte von Kak Salam ein zweites Zuhause für mich wurde.

 In der Hütte von Kak Salam gab es immer etwas zu Essen und zu Trinken. Es gab rund um die Uhr Tee, der auf dem Feuer köchelte. Bier, Whisky und andere alkoholische Getränke hielt Kak Salam immer für seine Gäste bereit und die meisten Gäste brachten selbst auch alkoholische Getränke mit. Zumindest gab es bei Kak Salam Butterbrot, Gurken, gegrillte Tomaten und regionales Brot. Kak Salam war für uns alle nicht nur ein Genosse, zu dem wir immer Zugang hatten, sondern ein Vorbild, ein sozialer Berater, ein Mensch, dem wir alle dankbar sind. Der Verlust unseres Genossen Kak Salam ist ein Verlust nicht nur für mich persönlich, sondern für alle, die ihn einmal kennenlernen durften. Es ist ein großer Verlust für die sozialistische Solidarität in unserer Gesellschaft.

 Für mich war Kak Salams Feld und die Hütte ein kulturelles, politisches, freundschaftliches, dichterisches, literarisches, persönliches Zentrum, und sogar wie ein Sozialarbeits- und Beratungszentrum, die bei uns im Iran und besonders in Kurdistan unter der Herrschaft der faschistischen Islamisten alle fehlen. Wir hatten in unserer Jugend weder einen Ort zum Trinken und Tanzen noch einen Ort, um unsere Probleme mit den Sozialarbeitern und Psychologen zu besprechen. Bei Kak Salam haben wir alles auf einmal gefunden. Kak Salam war für uns alles, was wir nicht von der Gesellschaft bekamen. Wir haben uns bei Kak Salam politisiert. Wir haben gelernt, dass der Kapitalismus Ursache aller gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit ist, wir haben gelernt, dem Staat und religiösen Institutionen nicht zu vertrauen. Wir haben die Geschichte, die wir in den Schulbüchern nicht lesen konnten, dort gelernt.

 Kak Salam war eine so vertrauenswürdige Person für uns, dass wir über alle persönlichen Dingen reden konnten, die Dinge, die wir unserer Familie nicht mitteilen wollten, weil wir Angst hatten, verurteilt zu werden. Kak Salam war im wahrsten Sinne des Wortes ein loyaler Genosse und Freund, der die Sache des Sozialismus und der Befreiung der arbeitenden Klasse zu seinem langfristigen Ziel machte. Er war ein sehr reflektierter Mensch und interessierte sich für die kollektive Befreiung und Solidarität unter den Arbeitenden und allen anderen Unterdrückten.

Bei den Problemen, die im Dorf zwischen einfachen Menschen entstanden, war Kak Salam immer vertraute Person von beiden Seiten und versuchte, den Streit direkt zu schlichten, bevor die Polizei sich einmischte. Er war immer dagegen, in solchen Fällen eine Anzeige bei einem illegitimen Staat wie dem islamischen zu stellen.

 Als ich das letzte Mal mit Kak Salam sprach, ging es ihm nicht gut und wir weinten beide viel. Der Tod von Kak Salam hat mir im Herzen wehgetan. Mein aufrichtiges Beileid gilt der lieben Familie von Kak Salam, seiner Frau Amina, seinen Töchtern Ala und Elinaz und seinem Sohn Arez, und natürlich allen Genossen und Genossinnen, die mit uns beiden befreundet waren.

 Der Tod von Kak Salam ist ein unwiederbringlicher Verlust für jeden einzelnen Genossen und Genossin, der ihn von nah und fern kannte und natürlich für die sozialistische Solidarität in Marivan.

Erinnern heißt Kämpfen!

Kampf bis zum Sozialismus! Wir geben nie auf!


Hassan Maarfi Pour

Heidelberg
17.12.2023