Die Rolle des Imperialismus in Nilgiri und die Monopolisierung der Industrie nach der Befreiung Indiens

1. Einleitung

In dieser Arbeit möchte ich darstellen, was Kolonialismus im materialistischen Sinn bedeutet. Gleichzeitig werde ich die Unterschiede zwischen dem Urimperium, dem Kolonialismus sowie dem Imperialismus skizzieren. In Kapitel 1.1. wird ein kurzer historischer Blick auf Kolonialismus und die Rolle der Seefahrerei sowie deren Einfluss auf Gesellschaft geworfen. Damit möchte ich zeigen, wie Seefahrerei im Westen im Vergleich zum Osten neben anderen Formen von Produktionsverhältnissen die Menschen kulturell prägte und offene sexuelle Beziehungen für Frauen hervorbrachte. Hier möchte ich auch zeigen, wie die asiatischen Produktionsweisen Gesellschaften beeinflussten und stärkere familiäre Beziehungen und Polygamie (Vielweiberei) schufen.

Es soll mit Bezug auf marxsche Analysen die westliche Kultur explizit in Nord- und Westeuropa vor dem Kolonialismus als stark zurückgeblieben dargestellt werden.

In Kapitel 2. wird der Begriff des Imperialismus aus unterschiedlichen Perspektiven erläutert. Dabei soll klargemacht werden, was ich unter Imperialismus versteht. Die Benutzung des Wortes im „wissenschaftlichen Sinne“ wird dargestellt und die Theorien miteinander verglichen. Die Kapitel 1.1. und 2. spielen eine grundlegende Funktion für die Arbeit und können der*m Leser*in einen Ausblick geben, was das Kernargument der Arbeit ist und wie diese theoretische Grundlage auf die ethnologischen Forschungen übertragen werden kann. Lenins Analyse soll als grundlegende Analyse des Imperialismus benutzt werden. Damit ist die imperialistische Produktionsweise gemeint, die in den sogenannten postkolonialen Staaten durch die imperialistischen Machthaber ausgeübt und später von dem Staat selbst und seinen Herrschenden gegen „ihre eigene“ Bevölkerung weitergeführt wurde. Eine logische Folge der Arbeit sollen die Analysen sein, die nur mit ethnischen Themen als Überbau der Gesellschaft widerlegt werden. In Kapitel 3., das sich in drei Unterkapitel gliedert, wird die Entwicklung der kleinbäuerlichen Teeindustrie gezeichnet. Hier soll die Entstehung und Verschärfung der Ungleichheit zwischen der Bevölkerung aus gleicher Ethnie, ausbeuterisches Verhalten innerhalb der gleichen Ethnie, Monetisierung und deren Einfluss auf die Kooperation, die Restaurierung der Kooperation und Monopolisierung des Kapitals in den Händen bestimmter Personen erklärt werden. Die marxistische Analyse des Geldes wird dabei in Gegensatz zu anderen Analysen gestellt, um zu erläutern, wie Geld, Kapital, Monopolisierung des Kapitals und der Zugang zum Weltmarkt durch die Teeindustrie ab Mitte des 20. Jh. durch die Globalisierung der Marktwirtschaft die Bevölkerung vor Ort kulturell prägte. Das Beispiel der Nilgiri demonstriert, wie die Aufteilung der Gesellschaft innerhalb gleicher Ethnien kulturelle Veränderung mit sich bringen kann. Mit Hilfe von Frank Heidemann wird versucht, diese Analyse zu bewiesen.  Am Ende wird die Arbeit zusammengefasst und der Versuch unternommen, eine neue Frage zu stellen anstatt die Fragen zu beantworten. Der Verfasser der Arbeit hofft, dass er eine Frage gestellt hat, die mit einer klassischen Analyse beantworten werden kann.

1.1. Produktionsweisen und ihr Einfluss auf menschliche Kultur

Klarzustellen sei hier, dass Imperialismus getrennt von Kolonialismus zu begreifen ist. Kolonialismus ist eine Form der Herrschaft, die nicht zwangsläufig mit dem modernen Kapitalismus einhergeht, sondern viel mehr eine vorkapitalistische Herrschaft bezeichnet, welche vom Kapitalismus teilweise übernommen und restauriert wurde. Der Kolonialismus hatte seine Ursprünge vor dem Kapitalismus. Die erste Phase des Kolonialismus begann in der Mitte des 15. Jh. mit der portugiesischeren, spanischen und später nordeuropäischen Herrschaft in Südamerika und Afrika.

Im Vergleich zu den Gesellschaften der römischen und griechischen Antike waren die Gesellschaften des Mittelalters von feudaler und streng religiöser Weltanschauung beherrscht. Ökonomisch handelte es sich hierbei um agrarisch organisierte Gesellschaften, die konträr zu vorangegangen Reichen der Antike über keinerlei Seefahrttechniken oder Piraterie verfügten. Somit waren die Nordeuropäer*innen bis ins 14. Jh. nicht mit anderen Gesellschaften vergleichbar (Vgl. Ghazaie, 2017). Mit der Entwicklung der modernen Seefahrerei in Europa begannen die Europäer ihre „Kultur“ in Beziehung zu neuen Produktionsweisen (Landwirtschaft) zu entwickeln. Auch heute hat die Seefahrerei immensen Einfluss auf die Kultur der europäischen Bevölkerung. Die sexuellen Beziehungen, besonders der Frauen in Europa, sind sehr stark von der Seefahrerei und vom Kolonialismus beeinflusst. Bedingt durch die hohe Mobilität der Seefahrer, die häufig Piraten oder Kolonialherren waren, bekamen die Frauen in Europa die Möglichkeit, ihre Sexualität mit anderen Menschen zu erleben. In seiner Ilias und Odyssee zeigt Homer, dass die Seefahrer und die auf Weltmeeren kriegstreibenden Männer den Anspruch der Treue an ihre Frauen hatten, diesem jedoch selbst nicht gerecht wurden. Hafenorte waren Kulminationspunkte von Prostituierten. Auch heute weisen diese Orte die höchste Rate an Prostitution auf (Ebd. 2017)

Auf dem asiatischen Kontinent hingegen wurde durch die dort entstandene hegemoniale Produktionsweise sowie durch die wirtschaftliche Lage der Menschen Vielweiberei für Männer entwickelt. Die Männer weiteten ihre Macht über Frauen, Kinder und Bäuerinnen durch die Einnahme von Grundstücken und Wasserkanälen als Privateigentum aus.  Zur Aufrechterhaltung dieser Verhältnisse bedurfte es einer fortwährenden und effizienten biologischen Reproduktion, welche dadurch gewährleistet wurde, dass Männer Beziehungen zu vielen Frauen gleichzeitig pflegten. Das Bild des jungen, starken Mannes, der durch seine physische Kraft besonders gewinnbringend für den Erfolg von Landwirtschaft war, fütterte darüber hinaus ein sich in Asien viel stärker ausprägendes Patriarchats.

Der moderne Kolonialismus ist mit der Besetzung anderer Länder durch das Imperium nicht zwangsläufig verbunden. Obwohl die Formen der Besetzung ähnlich sein können, darf man sie nicht verwechseln.

Ich argumentiere weiter, dass die Seefahrerei enormen Einfluss auf die Sklaverei hatte. Das Seefahren hat die Sklaverei erst ermöglicht. Heute wird sie auf anderen Ebenen reproduziert. Die Sklaven wurden aus fernen Ländern mit dem Schiff zu anderen Ländern gebracht, weil das Versklaven der Nachbar*innen fast unmöglich war. Die moderne Sklaverei, die wir gerade in Europa erleben und die überall als Normalität dargestellt wird, ist die Asylpolitik. Die aus anderen Ländern kommenden Menschen werden als Arbeiter*innen angestellt und der Rest der Menschen, die als „Geflüchtete“ hier herkommen werden wie Abfall in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt. Das Recht zu bleiben hat nur, wer die eigene Arbeitskraft zu Bedingungen verkauft, die der lokalen Bevölkerung nie zugemutet werden würden.

Kapitalismus fängt nach Marx mit den bürgerlichen Revolutionen an und der Entwicklung der Manufaktur zur Industrie. Die Bourgeoisie hat die größten Veränderungen mit sich gebracht und hat die Lohnarbeit in unterschiedlichen Bereichen ausgebreitet.

Die kolonialistische Politik ist mit der Entwicklung der Schiffe in nordeuropäischen Ländern verbunden. Die Kolonialisierung Indiens durch die Briten war keine rein wirtschaftliche Politik, sondern fundamental von religiösen Interessen gezeichnet. Bei den Briten hat Kolonialismus im 18. Jh. angefangen. Im Vergleich zu anderen Ländern wie Spanien, Portugal, den Niederlanden, Österreich kam Großbritannien erst spät zum Kolonialismus (Vgl. Zeit Online, 30 Mär 2012).

Der britische Kolonialismus liegt zwischen der ersten und zweiten Phase des Kolonialismus. Die erste Phase der Kolonialismus fing ab dem 16.Jh. mit der portugiesischen Kolonialpolitik an und dauerte bis 1950. Der Imperialismus als Politik ist Monopolisierung statt Konkurrenz. Die Monopolisierung des Kapitals fing ab den 1880er Jahren an. Die neue Phase des Imperialismus fängt schließlich 1950 an. Bis 1950 hat der Kapitalismus auch den Zweiten Weltkrieg erlebt.

Hassan-Maarfi-poor