1. Einleitung
Das Thema Geld ist ein komplexes Thema. Es in einer kurzen Arbeit und in wenigen Worten zusammenzufassen ist nicht einfach. Ich versuche in dieser Arbeit mit Bezug auf Karl Marx und Marcel Mauss die Analyse des Geldes als Thema aufzugreifen und so gut wie möglich zusammenzufassen.
Über Marcel Mauss als einen Vertreter des französischen „Evolutionismus“ und einen der wichtigsten Charaktere in der Ethnologie und Mitarbeiter des „Année Sociologique“ mit Durkheim wurde viel geschrieben. Er hatte einen sehr widersprüchlichen Charakter und wurde oft in unterschiedlichen Bereichen unterschiedlich interpretiertet. Seine Leser*innen stellen seine theoretische Weltanschauung unterschiedlich dar. Durch seine Theorie der „Gabe“ wurde er in der Wissenschaft bekannt. Er betrieb nie eine ethnologische Feldforschung, aber durch das intensive Lesen anderer feldforschender Ethnologen wie Malinowski, Boas, Smith und Frazer (Ardabili 2017) erlangte ein starkes ethnologisches Verständnis. Was ich hier beschreiben will, ist nicht expliziert die Theorie der „Gabe“ oder andere theoretische Untersuchung von Mauss, sondern seine Analyse des Geldes, die auch teilweise mit der „Gabe“ verbunden ist. Nebenbei werde ich Mauss Gemeinsamkeiten und Kontroversen zur Analyse des Geldes bei Karl Marx herausstellen, einer der bedeutsamsten Denker, Theoretiker, Philosophen, Politiker, Aktivisten, Ökonomen und vor allem ein revolutionärer Charakter mit ethnologischem Verständnis. Besonderes Augenmerk soll auf die Ethnografie des Geldes und der Entstehung des Kapitalismus gelegt werden. Marx Analyse der asiatischen Produktionsweise und der orientalischen Despotie in „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“ (Marx 1999: 50ff.) gehören zur ethnologischen Arbeit, die mit seiner Theorie des „Wissenschaftlichen Sozialismus“ (Engels 1962, 202-208) die menschliche Gesellschaft beeinflusste und Marx in unterschiedlichen Bereichen bekannt machte. Was Marx von damaligen utopistischen Sozialisten und der idealistischen Dialektik Hegels, vom mechanischen Materialismus und anderen Wissenschaftler*innen unterscheidet ist in Engels Buch „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ expliziert aufgegriffen worden. Engels schreibt am Ende des zweiten Kapitels:
„Hiernach erschien jetzt der Sozialismus nicht mehr als zufällige Entdeckung dieses oder jenes genialen Kopfs, sondern als das notwendige Erzeugnis des Kampfes zweier geschichtlich entstandener Klassen, des Proletariats und der Bourgeoisie […]. Diese beiden großen Entdeckungen: die materialistische Geschichtsauffassung und die Enthüllung des Geheimnisses der kapitalistischen Produktion vermittelst des Mehrwerts verdanken wir Marx. Mit ihnen wurde der Sozialismus eine Wissenschaft, die es sich nun zunächst darum handelt, in allen ihren Einzelheiten und Zusammenhängen weiter auszuarbeiten“ (Engels 1962: 209).
Was Marx von Mauss stark unterscheidet ist die Marxsche Philosophie der Praxis und der Versuch einer Emanzipation der Menschheit durch die Emanzipation der Arbeiter*innenklasse in einem revolutionären Prozess, also durch die Negation des Privateigentums und durch Verwirklichung der Philosophie (Marx 1969b, S. 391). Marcel Mauss aber spricht von einer Form der Gabe, die in unterschiedlichen Gesellschaften existierte und teilweise in modernen Gesellschaften immer noch existiert. Wenn Mauss im Bereich der Wissenschaft und besonders in der Ethnologie gelesen wird, wird Marx und Marxismus in hunderten unterschiedlichen Richtungen gelesen. Marx hat die Wissenschaft mit seiner kritischen, radikalen Weltanschauung sehr stark beeinflusst und seine Theorie schuf für ein bestimmtes Zeitalter eine neue Ordnung in der Welt. Der erste Versuch der Verwirklichung des Kommunismus im Sinne der Marxschen Theorie im Zeitalter des Kapitalismus und der Bourgeoisie war 1870/71 in Frankreich (Paris) (Marx 1962a, S. 313–365). Die Pariser Kommune war eine der ersten Formen der sozialistischen Herrschaft, die von Marx sowohl kritisiert als auch sehr stark unterstützt wurde. Die Oktoberrevolution 1917, die chinesische Revolution 1949, die Kuba Revolution 1959 und viele andere Revolutionsformen und -bewegungen haben sich mit der emanzipatorischen Analyse von Marx und dem Marxismus identifiziert. Eine dieser Bewegungen war auch die Bewegung der 1968er Jahre und die Studierendenbewegung sowohl in Europa, als auch weltweit[1]. Die Analyse dieser Bewegungen kann leider kein Thema dieser Arbeit sein, aber was ich sagen möchte ist, dass Marx und Marxismus nicht nur im Bereich Wissenschaft, sondern in anderen gesellschaftlichen Bereichen sehr unterschiedlich dargestellt wurden. Die Leser*innen der Marxschen Theorie sind vielfältig und die Interpretationen von Marx sind teilweise Interpretationen des „sogenannten Realsozialismus“ und nicht Marx und Marxismus selbst. Insofern werde ich versuchen mit Bezug auf die originalen Schriften von Marx die oberflächlichen Interpretationen zu widerlegen und die Marxsche Analyse des Geldes bei Marx selbst genauer zu betrachten. Um Mauss besser verstehen zu können, muss man neben seinen eigenen Schifften auch die seiner Leser*innen in Augenschein nehmen, da er keines seiner Projekte zu Ende geschrieben hat. Daher verwende ich in dieser Arbeit neben Mauss Analyse auch die Analysen anderer, die seine Schriften über das Geld weiterschrieben, als Grundlage.
[1] Weitere Informationen über 1968: Tony Cliff: Aufrufbar im Internet am 9.11.2017 https://www.marxists.org/archive/cliff/works/1968/france/index.htm
Hassan Maarfi Pour
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